Über ein Jahr Selbstständigkeit und der erste Urlaub

Mit dem 1. April 2017 gab es eine große Umstellung in meinem Leben. Das Studium war abgeschlossen und ich hatte die Wahl zwischen dem Schritt in die Selbstständigkeit oder einer Festanstellung. Die Entscheidung konnte ich schnell treffen. Ich bin noch jung und hatte keine wirklichen finanziellen Abhängigkeiten und ich wollte später nicht sagen, hätte ich es mal probiert. Somit habe ich alles auf eine Karte gesetzt und mich selbstständig gemacht.

Schon während meine Ausbildung (2011) habe ich mich mit dem Thema des Webdesign und der Webentwicklung beschäftigt und die ersten Websites erstellt. Es war dann auch mit ein Grund warum ich von der Elektrotechnik in die Informatik gewechselt habe. Die Ausbildung habe ich als Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen mit einem anschließenden Jahr FOS in der Elektrotechnik für die Hochschulreife. Natürlich hat mich das Thema auch während meinem Studium weiter begleitet.

Es war also ein schleichender Prozess und die Selbstständigkeit ein logischer Schritt. Durch die Arbeit nebenbei konnte ich mir schon eine sehr gute technische Basis aufbauen aber auch schon einen kleinen Kundenstamm. Somit habe ich nicht von Null angefangen.

Rückblickend kann ich sagen, dass es einer meiner besten Entscheidungen gewesen war. Leider hat das auch Auswirkungen auf das Bloggen gehabt, denn das habe ich hinten angestellt, da die Aufträge gefühlt aus dem Nichts kamen und mich im ersten Jahr sehr gut mit Arbeit versorgt hatten.

In Bezug auf die Aufträge hatte ich einfach nur Glück. Irgendwie kam der Stein relativ schnell ins Rollen und über die interessantesten Wege habe ich Aufträge bekommen. Über diese Website kam im ersten Jahr gar keine Anfrage rein. Alles hat sich über Kontakte ergeben. Dies hat mir nur wieder bestätigt, dass es sehr wichtig ist, sich mit anderen aus der Branche auszutauschen und zu vernetzen. Und dann ergibt sich relativ schnell die Situation: Ich kenne da jemanden, der dir vielleicht weiterhelfen kann.

Wenn du diese Zeilen jetzt liest und wir schon zusammengearbeitet haben oder du mir direkt oder indirekt Aufträge verschafft hast, vielen Dank dafür.

Zusammenarbeit macht mehr Spaß

In den Anfängen habe ich eine Website komplett alleine umgesetzt. Heißt, ich war für die Kundenkommunikation, das Design und für die Umsetzung zuständig. Relativ schnell habe ich gemerkt, dass mir nicht alle Punkte liegen und ich meinen Fokus lieber auf die technische Umsetzung legen möchte. Da alles irgendwie seinen Gang ging, war dies auch kein Problem, denn es gibt andere, denen die Bereiche mehr liegen und somit teilt man die Aufgaben auf und jeder kümmert sich um einen Bereich.

Für mich sind es alle Punkte, die mit dem technischen Teil einer Website zu tun haben. Sei es die Frontend- und/oder die Backend-Umsetzung oder den Server einzurichten.

Durch die Zusammenarbeit mit anderen werden diese dann zu den virtuellen Arbeitskollegen, mit denen man sich austauschen kann. Ich finde der Austausch ist wichtig, da man sich so auch besser weiterentwickeln kann. Wenn man nur alleine im Home-Office sitzt und nur den Kundenkontakt hat, dann würde ich auf Dauer den Spaß an der Arbeit verlieren.

Home-Office: Segen und Fluch zu gleich

Meine Arbeit mache ich von zu Hause aus. In meiner Branche funktioniert das wunderbar. Es gibt aber auch immer mal wieder Phasen, in denen man gerne Menschen um sich rum haben möchte. Die Arbeitstage, an denen man gar kein Wort spricht sind nicht selten. Was dann aber durch andere Tage ausgeglichen wird, in denen man viele Telefonate hat und sich dann z.B. mit anderen Entwicklern etwas länger austauscht.

Man hat aber auch seine Ruhe, wenn man möchte und wird nicht gestört, weil es im Büro etwas lauter ist oder Kollegen eine Frage haben. Am Ende macht es glaube ich wieder der Mix.

Es gab mal ein Coworking-Space in Fulda, jedoch scheint dieser nicht gut funktioniert zu haben. Wenn ich in Cafés arbeite, dann ist meine Produktivität nicht besonders hoch. Den guten Mix habe ich leider noch nicht gefunden, an der Stelle hat es auf jeden Fall noch Optimierungsbedarf.

Es verschmilzt alles zu einem großen Ganzen

"Selbst und ständig." Ein Klassiker, den jeder kennt, der selbstständig ist. Und ich kann es natürlich auch nur bestätigen. Vermutlich auch dem Home-Office geschuldet, da die räumliche Trennung fehlt, habe ich keinen echten Feierabend. Man könnte jetzt auch sagen, dass ich strenger zu mir selbst sein müsste und ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr arbeite. Aber ich sehe es etwas lockerer, da sich die Arbeitszeiten über den Tag verteilen. Wenn ich morgens noch nicht so richtig in die Gänge komme, dann wird abends etwas länger gearbeitet. Gerne lege ich mir auch private Termine auf den Vormittag, diese Zeit muss dann aber an anderer Stelle wieder reingeholt werden. Nicht an einem Stück arbeiten zu müssen, ist ein sehr großer Luxus, den ich auch gerne mal vergesse.

Seit der Selbstständigkeit habe ich nicht mehr den Moment gehabt: "Puhh, jetzt ist 15 Uhr und ich muss noch bis 18 Uhr arbeiten". Wenn die Luft für den Tag raus ist, dann sind diese Phasen nicht sehr produktiv. Innerhalb eine Festanstellung gibt es vermutlich auch Lösungen, mir fällt spontan die Gleitzeit ein. Jedoch bin ich noch etwas flexibler und ich muss mich nicht rechtfertigen. Wenn es die Zeit zulässt, dann werfe ich auch mal einen Stream-Dienst meiner Wahl an und schaue eine Serie in der Mittagspause.

Da ich meinen Job sehr gerne mache und ich mich auch für neue Themen interessiere, ist es sehr schwer zu 100% abzuschalten. Wenn ich nach getaner Arbeit auf dem Sofa liege oder auf der Terrasse sitze und durch Twitter oder die RSS-Feeds scrolle und etwas interessantes sehe, dann muss ich dem auch nachgehen oder es auch direkt ausprobieren. Das kann dann auch nicht bis morgen warten.

Aber diese Eigenschaft muss man in der Selbstständigkeit auch haben. Das Web entwickelt sich so schnell weiter und irgendwie muss man versuchen so einigermaßen mit dabei zu bleiben, damit man nicht total abgehängt wird.

"Das haben wir schon immer so gemacht". Diesen Satz mag ich überhaupt nicht. Eine Website könnte man immer noch mit Tabellen-Layouts machen, jedoch wäre schön und gut etwas anderes.

Der erste wirkliche Urlaub

Irgendwann kam dann der Punkt, an dem eine längere Pause her musste, da irgendwie alles genervt hat. Aber auch kein Wunder, wenn man über ein Jahr nur die Arbeit im Kopf hat und ich es nicht mal richtig geschafft habe an den Wochenenden nicht zu arbeiten. Für den Sommer habe ich mir dann eine Auszeit von 4 Wochen eingeplant. Zwei Wochen lang haben wir einen Roadtrip durch Island gemacht. Da ich keinen Laptop mit in Island hatte, konnte ich auch nicht auf die Idee kommen zu arbeiten, da ich mit dem iPhone oder iPad nicht arbeiten kann.

Da ich auf die Abwesenheitsnotiz bei den Mails verzichtet habe, habe ich alle paar Tage mal in die Mails geschaut. Vorweg habe ich aber allen relevanten Personen Bescheid gegeben, dass ich nur eingeschränkt erreichbar bin und Urlaub mache.

Die Wochen vor dem Urlaub kam es natürlich wie es kommen musste. Die Arbeit hat kein Ende mehr genommen und vieles musste vor dem Urlaub fertig werden. Am Ende ging alles gut und alles wichtige konnte ich vor dem Urlaub abschließen.

Nochmal weitere zwei Wochen nicht arbeiten ...

Die anderen zwei Wochen war ich zu Hause und in dieser Zeit wollte ich auch nicht arbeiten. Da es in dieser Zeit keine Ablenkung, wie die atemberaubende Landschaft Islands gibt, muss ich mich mehr dazu zwingen nicht zu arbeiten. Die ersten paar Tage hat das noch wunderbar geklappt. Dann hat sich alles etwas überschlagen und es war unvermeidlich, dass ich bei ein paar Projekten etwas machen musste, da diese sonst komplett blockiert waren. Aber damit wurde der Stein auch wieder ins Rollen gebracht.

Der Nachteil, wenn man sich so eine lange Auszeit nehmen möchte, ist, dass sich die Arbeit ansammelt und in den ersten Wochen nach dem Urlaub wäre es dann die gleiche Situation wie vor dem Urlaub. Die Erholung ist dann in wenigen Stunden weg. Der Plan eine längere Auszeit zu nehmen ist gescheitert. Um einen etwas gemütlicheren Start zu haben, habe ich die eine oder andere Aufgabe erledigt. Alles weit weg von einem normalen Arbeitstag.

Des Weiteren habe ich die ruhige Zeit etwas genutzt, um mich um Dinge zu kümmern, die ich gerne geschoben oder mich gar nicht darum gekümmert habe, wie z.B. dieser Blog. Buchhaltung und Steuern müssen ja auch mal erledigt werden.

Ein Tag in der Woche ohne Kundenprojekte

Eine längere Pause am Stück ist in meinem Fall irgendwie nicht so gut gelaufen und es bringt ja auch nichts dauerhaft zu viel zu arbeiten. Für mich habe ich daraus mitgenommen einen Tag in der Woche nicht an Kundenprojekten zu arbeiten. An diesem Tag will ich Dinge, die mir Spaß machen, wie z.B. wieder mehr bloggen oder an Side-Projekten weiterarbeiten, mit denen ich sehr oft die neuen Techniken in der Webentwicklung ausprobiere.

Ich habe auch gemerkt, dass ich mir sehr oft selber zu viel Stress gemacht habe und am Ende bringt es halt einfach nichts. Aktuell sieht es finanziell auch vernünftig aus und somit nehme ich mir die Freiheit einfach raus. Auch das Einhalten der Wochenenden muss optimiert werden.

Der Traum vom eigenen Produkt

Aktuell arbeite ich ganz klassisch für Kunden und setze für diese Websites um. Dies bringt zum einen Abwechslung in die Arbeit aber auch Projekte, die sich technisch sehr stark unterscheiden, da sich mit der Zeit der eigene Arbeitsstil ändert. Entwickler kennen diese Situation nur zu gut, wenn man sich den eigenen Quellcode eines Projektes ein Jahr später anschaut. Am liebsten würde man alles löschen und neu schreiben.

Bei der Umsetzung einer neuen Website fange ich auch immer von null an. Ich persönlich finde es spannender, wenn man ein Projekt hat, dass sich immer weiterentwickelt und immer weiter optimiert wird. Dies ist bei Kundenprojekten mit begrenzter Zeit und Budget sehr oft nicht möglich.

Wenn man ein eigenes Produkt hat, sehen die Bedingungen anders aus und es ergeben sich auch ganz neue Herausforderung. Leider fehlt noch die richtige Idee, um diesen Weg bestreiten zu können. Für mich ist es ein sehr langfristiges Ziel, dass ich irgendwann an einem eigenen Produkt arbeite und somit unabhängig von einem Kunden bin.

Alles richtig gemacht und noch Luft nach oben

Trotz der ständigen Arbeit im Kopf kann ich rückblickend nur sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Bei der Entscheidung hat es mir auch sehr geholfen, dass meine Familie und Freundin hinter mir standen und mich bei der Entscheidung unterstützt haben.

Im ersten Jahr hatte ich viel Glück und es hat sich alles ergeben, nachdem ich mich voll auf das Abenteuer eingelassen habe.

Aktuell sieht es auch sehr gut aus, dass die Zukunft so weitergeht. Ich bin doch schon etwas stolz, dass ich mein eigenes Geld in der Selbstständigkeit verdiene.

In dem Artikel habe ich ein paar Dinge angesprochen, die noch nicht optimal laufen, aber ich denke das ist in den ersten Jahren auch normal, denn man muss die ganzen Erfahrungen erst machen, um dann daraus zu lernen.

Wenn du auch nur einen Hauch den Wunsch hast den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, dann überlege nicht zu langen. Um so früher desto besser. Wenn man älter wird, dann stelle ich mir vor, dass der Schritt nicht mehr ganz so einfach möglich ist. Besonders, wenn man eine Familie zu versorgen hat oder vielleicht ein Haus abzahlen muss.

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